August-Ermarth-Platz eigeweiht
Am Samstag, 17. November 2012, kurz nach dem 125-jährigen Geburtstag von August Ermarth, wurde auf Anregung des Arbeitskreises der neue Platz in der Allee nach diesem verdienstvollen Pfeddersheimer in einer kleinen Feierstunde benannt.
Felix Zillien erinnerte in seiner Ansprache, warum genau dieser Platz geeignet ist, die Erinnerung an August Ermarth zu erhalten:
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, meine Damen und Herren,
Vor 3 ½ Jahren – exakt am 11. Mai 2009 - vollzogen die Herren Staatsminister Karl-Peter Bruch, Oberbürgermeister Michael Kissel, Landtagsabgeordneter Jens Guth, Ortsvorsteher Alfred Haag und der Verbandsvorsitzende des Kreisbauvereins Leo Jugenheimer den Spatenstich zur Neugestaltung dieses Platzes, indem sie mit blitzblanken Spaten Erde von einem eigens aufgehäuften Sandhaufen in die Luft wirbelten. Der damalige Innenminister Karl-Peter Bruch überreichte dazu einen Bewilligungsbescheid über einen Landeszuschuss in Höhe von 150.000 Euro und bemerkte, dass mit der nunmehr beginnenden Platzgestaltung eine konsequente Folgemaßnahme nach dem neuen Bauprojekt des Kreisbauvereins in Angriff genommen werde. Oberbürgermeister Kissel drückte seine Freude in seiner Rede so aus: „Ich freue mich, dass mitten in Pfeddersheim ein Treffpunkt für Jung und Alt geschaffen wird“ und Ortsvorsteher Alfred Haag ging noch einen frohgemuten Schritt weiter, indem er wörtlich sagte:
„Heute ist der schönste Tag während meiner 15jährigen Tätigkeit als Ortsvorsteher, ich bin von Herzen dankbar, dass nun ein schöner Ortsmittelpunkt geschaffen wird. Es ist ein Glücksfall, dass der Kreisbauverein die Bauträgerschaft übernommen hat und ich bin zuversichtlich, dass nach der Neugestaltung im Bereich Paternusstrasse/Kleine Allee ein Platz der Begegnung für junge und alte Mitbürher enstehen wird.″
Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, das waren vor inzwischen 3 ½ Jahren meine damals mitgeschriebenen Notizen für meinen anschließenden Bericht für die Wormser Zeitung in der Ausgabe vom 12. Mai 2009.
Es klingelte förmlich in meinen Ohren, was damals vor allem Herr OB Michael Kissel sagte, nämlich: „Es wird ein Treffpunkt für Jung und Alt!“ und was Ortsvorsteher Alfred Haag daran anschließend zum Ausdruck brachte, nämlich dass hier „ein Platz der Begegnung für junge und alte Mitbürger entstehen wird!″
Denn ich dachte bei diesen Reden geradezu spontan an einen einstigen Pfeddersheimer Bürger, der wie kein anderer sich um Jung und Alt höchste Verdienste hier in Pfeddersheim erworben hat:
Ich dachte an August Ermarth, der dort drüben im großen Gebäude der heutigen Paternusstraße 33 am 2. November 1887 – also vor 125 Jahren – das Licht dieser Welt erblickte und der als fast 83Jähriger am 13. Januar 1970 in Wiesbaden verstorben ist und hier auf dem Pfeddersheimer Friedhof sein Ehrengrab hat. August Ermarth, der unverheiratet geblieben ist, war zuletzt Postamtmann in Frankfurt/Main gewesen und ein sehr um Bildung strebender Mensch, der in seinem öffentlichen Testament verfügte, dass alle Pfeddersheimer Studenten/Studentinnen, die Finanzhilfen fürs Studium aus seiner Stiftung erhalten, seinen testamentarischen Willen lesen müssen.
Hierzu heißt es im Testament wörtlich: „Bitte, die Stipendiaten mein Testament lesen zu lassen, damit sie daraus für das Leben etwas lernen!″
August Ermarth berichtet darin unter anderem auch über seine Weltreisen. Reiseziele waren keineswegs auf Deutschland und die Nachbarländer beschränkt, vielmehr unternahm er Mittelmeerreisen, ebenso bereiste er auf mehrwöchigen Seereisen die skandinavischen Länder, ferner Nord- und Südamerika sowie weitere Staaten, um die Welt und Menschen näher kennen zu lernen, wie er im Testament hinterlassen hat.
Neben seinen beruflichen Pflichten besuchte er acht Semester die Verwaltungsakademie in Frankfurt und erwarb das Akademie-Studienzeugnis mit den Fachkenntnissen eines Diplom -Kaufmanns. Er war außerdem ein fleißiger Besucher von Opern, Operetten, Schauspielen und zahlreichen Vorträgen, um einen Ausgleich zu seinem ungeliebten Postbeamtenberuf zu haben, wie er ausdrücklich im Testament schreibt. Sein Traumberuf wäre der des Landwirts oder eines selbständigen Kaufmanns gewesen, aber er folgte dem ausdrücklichen Wunsch seines Vaters und ging zur Post. So schreibt er in seinem Testament unter anderem weiter, dass es ihm nicht zusagte, immer nach einengenden Gesetzen, Paragraphen, Verordnungen und Bestimmungen zu handeln; auch war ihm der Bürokratismus zuwider, aber dennoch wurde er Postamtmann, eine für die damalige Zeit durchaus hohe Beamtenposition.
Er hatte in seinem notariellen Testament vom 3. Juni 1954 ausdrücklich seine August-Ermarth-Stiftung dokumentieren lassen, indem er seinem Geburtsort Pfeddersheim umfangreiche Ländereien, Wertpapiere und Aktien sowie Bargeld stiften werde, wie es auch nach seinem Tod geschehen ist. Er verfügte weiterhin, dass aus den Erlösen der Pachteinnahmen Studenten und Studentinnen finanzielle Hilfen beim Studium zuteil werden sollen - wie ich schon erwähnte - und ferner den älteren Mitbürgern jeweils an Weihnachten durch eine Feier mit Kaffee, Kuchen und sonstigem Gebäck Freuden bereitet werden sollen. Daraus sind bekanntlich in den späteren Jahren die beliebten Alten- bzw. Seniorenfahrten in die nähere und weitere Umgebung von Pfeddersheim entstanden.
Sehr bemerkenswert führte August Ermarth in seinem Testament zu den Studentenhilfen folgendes aus (Ich darf zitieren):
„Die zu fördernden Studierenden müssen aufrechte, fleißige, strebsame und ausdauernde Menschen sein. Anständigkeit und Straflosigkeit sind Grundvoraussetzungen für die Finanzhilfe. Die religiöse und politische Zugehörigkeit ist dabei nicht zu beachten, jedoch sind extreme Richtungen, die leicht zu einer Diktatur führen können, auszuschließen.
Angenehm sind mir Menschen, die in demokratischen, europäischen und Weltmaßstäben denken können, die sich vor allem für den Frieden einsetzen und sich gegen Krieg stemmen. Es gibt keine schlimmere Geißel für die Menschheit als den Krieg.“ (Ende des Zitas).
Und ich füge hinzu, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, dieser Wille ließ August Ermarth vor inzwischen 58 Jahren- also anno 1954 - im Testament als eine Art Vermächtnis festhalten!
Ich habe einmal überschläglich ermittelt, dass inzwischen mehr als 800 Studierende von Pfeddersheim durch eue Stiftung von August Ermarth gefördert worden sind. Hinzu kamen über die langen Jahren hinweg etwa 11.500 Mitbürger in den Genuß der Altenfahrten!
Ja, meine Damen und Herren, das waren und sind einige der tragenden Inhalte der August-Ermarth-Stiftung! Es waren und sind die Anliegen von August Ermarth für Jung und Alt gewesen, die bis heute weiter wirken!
Daran dachte ich ganz spontan am 11. Mai 2009 bei den eingangs zitierten Worten von Herrn OB Michael Kissel, dass dieser neue Platz ein Treffpunkt für Jung und Alt werden soll und ebenso an die Rede von Herrn Ortsvorsteher Alfred Haag, dass hier ein Platz der Begegnung für junge und alte Mitbürger entstehe. Diesen politischen Aussagen wollte ich eine zukunftsorientierte Glaubwürdigkeit schenken und behielt deshalb die mit geschriebenen Reden in guter Aufbewahrung. Vor diesen Hintergründen regte ich im Vorstand des Arbeitskreises für Kultur- und Landschaftspflege Pfeddersheim e. V. im Februar diesen Jahres an, einen schriftlichen Antrag bzw. eine Anregung an den Ortsbeirat über Herrn OV Alfred Haag zu richten, den neu geschaffenen Platz aus Anlass des 125. Geburtstags von August Ermarth nach ihm zu benennen. Zuvor haben wir die Verwandten von August Ermarth, insbesondere seine Nichte Frau Ilse Groebe und ihren Mann, die dort drüben wohnen, unterrichtet.
Heute sind wir froh und dankbar, dass unsere Anregung vom 23. Februar 2012 auf Benennung dieses Platzes nach August Ermarth Unterstützung durch die zuständigen Stellen gefunden hat und als äußeres Zeichen nun die Stele steht, auf der nicht nur ein Bild von August Ermarth zu sehen ist, sondern auch seine Kurzbiographie gelesen werden kann. Zusätzlich findet der Betrachter eine Beschreibung des Platzes in Vergangenheit und Gegenwart. Wir und sicherlich viele Mitbürgerinnen und Mitbürger sind über den heutigen Tag hoch erfreut, dass dieser schöne Platz August Ermarth, dem „Förderer der Jugend und Freund der Alten“, gewidmet worden ist.
Möge die Erinnerung an den verdienten Pfeddersheimer Mitbürger August Ermarth hier stets wach gehalten werden!
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!
Dazu auch: http://www.wormser-zeitung.de/region/worms/stadtteile/pfeddersheim/12604278.htm